Praxis Katamaran segeln
Basics, Tipps & Tricks
Katamaran segeln ist
nicht schwieriger als das Segeln von Einrumpf-Booten. Es unterscheidet
sich nur in manchen Details. Neben der Geschwindigkeit sind bei
Sportkatamaranen das Stabilitätsverhalten, die Wendigkeit
und das Aufrichten nach einer Kenterung z.B. gegenüber einer
Jolle verschieden.
Gemeinsam haben die Sportsegelboote aber mindestens, dass wir
alle damit reichlich Spaß auf und manchmal auch
im Wasser haben.
Echter Wassersport
ist, wenn man auch nass wird.
Die meisten Tipps und
Tricks sind für versierte Segler ein alter Hut. Doch aus
meiner Wassersport-Karriere weiß ich, dass ich oft für
einen Tipp froh war. Know-how macht vieles einfacher und man
kann dann den Sport genießen, auch wenn's mal etwas rauer
wird.
Ich hoffe, hier und da noch etwas Nützliches weitergeben
zu können.
Und auch wenn nicht
alles gleich perfekt klappt - den größten Spaß
macht Segeln, wenn man's einfach tut ...
Themen
Was
Sportkatamarane leisten - Typ, Bootsgröße, Technik
Schwert
oder schwertlos ?
Schnell
oder wendig ?
Einhand
oder mit Partner ?
Rigg
für Leichtwind oder knackige Brise ?
Warum
Wave Piercing ?
Hydrofoils
?!
Mast
stellen und legen
Trimmen
Wenden
und Halsen
Für
"undenkbare" Situationen ...
Kentern,
durchkentern, Katamaran wieder aufrichten
Was Sportkatamarane
leisten - Typ, Bootsgröße, Technik
Was für ein Cat
soll's denn sein?
Schaut man genauer hin, gibt's hier die unterschiedlichsten Vorlieben.
Und das ist gut so, denn sonst wär's langweilig auf dem
Wasser.
Speed steht beim Cat
meist ganz oben auf der Liste. Das zeigen auch klar die technische
Entwicklung und Werbung. Beim Fachsimpeln sind dann aber z.B.
auch schnell die Handhabbarkeit, die Fahreigenschaften, das Segeln
im Team Thema.
Schwert oder schwertlos ?
Je schlanker und länger
das Schwert, desto effektiver wirkt es gegen die Abdrift des
Bootes. Schwerter bringen die beste Leistung am Wind.
Kombiniert mit Hydrofoils
sind Katamarane mit Schwertern rasante Maschinen für höchste
Ansprüche.
Je nach Revier - mit
Untiefen, steinigem Grund - kann einem aber schnell die Lust
vergehen, wenn ständig Reparaturen am Unterwasser-Equipment
und den Schwertkästen nötig sind. Oder wenn ständig
Kraut am Schwert hängt. Hier bieten schwertlose Katamarane
oder Hybride mit wenig Tiefgang und robustem Unterwasserschiff
deutlich mehr Spaß.
Abhängig von der Auslegung des Unterwasserschiffs können
auch solche Konstruktionen nahezu gleiche Leistung am Wind erreichen
wie Schwert-Katamarane.
Automatische Schwenk-
oder Hubruder sind natürlich Voraussetzung, um Schäden
bei Grundberührung zu vermeiden. Glücklicherweise ist
das aber Standard bei den gängigen Katamaranen.
Schnell oder wendig ?
Länge läuft,
das gilt auch für Sportcats. Lange Rümpfe können
für den erforderlichen statischen Auftrieb schlank proportioniert
werden. Der dynamische Verdrängungswiderstand ist dann besonders
gering. Das bringt Speed, aber meist etwas weniger Wendigkeit.
Kürzere Rümpfe
werden im Verhältnis etwas breiter dimensioniert, um das
Volumen für den erforderlichen statischen Auftrieb bereitzustellen.
Mit kürzeren Seitenflächen im Wasser sind sie dafür
aber im Vergleich meist wendiger. Dadurch und durch das häufig
geringere Gewicht und die angepasste Segelfläche sind kürzere
Boote leichter zu handhaben.
Sind Rümpfe für's
Gleiten mit entsprechend ausgeformten Bodenpartien ausgestattet,
reduziert sich die benetzte Seitenfläche weiter und sie
werden noch agiler.
Einhand oder mit Partner ?
Einhand-Katamarane
unterscheiden sich deutlich von Katamaranen für eine mehrköpfige
Crew. Gewicht, Stabilität, Hydro- und Aerodynamik und auch
die Handhabung sind gezielt angepasst. So besitzen Einhand-Boote
häufig keine Fock und sind nur mit einem Großsegel
ausgestattet. Sie sind außerdem meist leichter (z.B. wiegen
A-Cats nur ca. 75 kg !) und filigraner als Boote für mehrere
Personen und sollten - zumindest beim sportlichen Segeln - nur
mit einer Person belastet werden. Dafür sind sie besonders
bei leichtem Wind extrem schnell und wendig.
Segeln zu zweit ist
doppelter Spaß!
Zweimann-Katamarane sind meist Allrounder. Mit etwas Übung
lassen sie sich auch gut alleine segeln. Wem das geringe Gewicht
der Einhand-Rennziegen bei unruhigem Wind zu riskant wird, ist
mit einem (etwas schwereren) Allrounder gut bedient.
Bei stärkerem Wind kann man auch auf die Fock verzichten,
was die Handhabung des Bootes erleichtert. Die Trimmung des Bootes sollte sich an die veränderte
Segelgeometrie leicht anpassen lassen.
Rigg für Leichtwind oder knackige Brise ?
Die Entscheidung hängt
wesentlich vom eigenen Können und den Ambitionen ab.
Ein hohes und gestrecktes
Rigg besitzt einen guten aerodynamischen Wirkungsgrad. Das macht
sich besonders bei Leichtwind bemerkbar - man segelt an der Spitze.
Allerdings bringt der lange Mast und hohe Segeldruckpunkt auch
ein entsprechendes Krängungsmoment mit sich. Nimmt der Wind
zu, muss man schnell Druck aus dem Segel nehmen. Ist der Wind
böig, wird der Ritt häufig bockig - besonders mit einem
leichten Boot. Das Rigg der Akrobaten.
Ein moderat gestrecktes
Rigg besitzt einen etwas geringeren Wirkungsgrad. Es dämpft
aber das Rollmoment, was besonders bei unruhigem Wind mehr Ruhe
im Boot hält. Und auch bei knackigem Wind ist das Segeln
noch relativ entspannt.
Beim Segeln
bin ich etwa die Hälfte der Zeit allein auf meinem Cat.
Nach vielen Jahren mit 18-Fuß-Booten (5,50 m) favorisiere
ich für mich einen 5 m langen wave piercing Halbgleiter
mit moderat gestrecktem Rigg. Der ist handlich (im Wasser und
beim Verladen) und bietet viel Spielraum für knackigen Wind;
besonders, wenn man die Fock weglässt. Und ein Partner kann
jederzeit mit an Bord.
Bootsgröße und bevorzugte Fahreigenschaften sind aber
ganz individuell.
Warum Wave Piercing ?
Wave Piercing Rümpfe
zeichnen schon länger schnelle Sportkatamarane aus. Der
Bugabschnitt mit fliehendem Steven ist schlank und langgestreckt.
Während konventionelle Rümpfe bei See-/Wellengang zu
stampfen beginnen, stechen Wave Piercing Rümpfe bei Fahrt
horizontal durch Wellen(köpfe) hindurch und reduzieren die
Nickbewegungen des Bootes. Sie halten so mehr Ruhe im Boot, es
wird weniger Energie durch Nickbewegungen verbraucht, das Boot
läuft schneller.
Durch die Wave Piercing
Form ist die Wasserlinienlänge des Rumpfes und damit die
theoretische Rumpfgeschwindigkeit für die gewählte
Rumpflänge maximal. Die Rumpfgeschwindigkeit hängt
vom Wellensystem ab, das der Rumpf in Fahrt erzeugt.
Ist ein Verdränger-Rumpf besonders schlank (wie bei praktisch
allen Sportkatamaranen), kann er seine eigene Bugwelle "überwinden"
und die theoretische Rumpfgeschwindigkeit überschreiten.
In diesem Fall erleichtert die Wave Piercing Bugform das Überwinden
der Bugwelle zusätzlich.
Ausgewogene Wave Piercing
Rümpfe bieten bei gutem Strömungsverlauf eine angepasste
Auftriebsverteilung im Bugbereich. In kritischen Situationen
verhindern sie so weit wie möglich ein Unterschneiden.
Der Auftrieb im Bug kann sowohl statisch durch Volumen als auch
dynamisch durch entsprechende Formgebung besonders der Rumpfunterseite
gewährleistet werden. Mit der Formgebung lassen sich auch
die (Teil-)Gleiteigenschaften der Rümpfe beeinflussen.
Das Spielfeld der Konstrukteure.
Hydrofoils ?!
Speed is top - das
Motto vieler Cat-Segler. Stimmt! Ein super Gefühl, wenn's
richtig düst - und man es kontrollieren kann. Foils (Tragflügel)
bringen den Spaß sprichwörtlich auf eine neue Stufe.
Top Speed ist aber nicht ohne Risiko. Deshalb sieht man gelegentlich
Helme auf den Booten.
Es gibt verschiedene
Hydrofoil-Systeme mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Aktiv von der Crew
gesteuerte Systeme
bieten die größte Freiheit für individuelles
Fahren. Diese Systeme müssen gut beherrscht werden und erfordern
üblicherweise viel Training, große Aufmerksamkeit
und viel Aktivität beim Speedsegeln.
Für ambitionierte Speed Freaks
und Könner.
Automatische Systeme erfordern keine oder nur wenig
Bedienung durch die Crew. Eine gute Automatik macht das "Fliegen"
einfacher und vor allem sicherer. Sind (bei beweglichen Teilen)
Grundeinstellungen zu justieren, braucht man dafür Kenntnisse
und Erfahrung.
Tendenziell unkompliziert sind Systeme ohne bewegliche Teile.
Systeme mit viel
Tiefgang heben
das Boot im Flugmodus komplett aus dem Wasser und über die
Wellen. Sie erreichen die höchsten Geschwindigkeiten. Sie
bergen aber auch ein deutliches Risiko von Beschädigung
bei Grundberührung besonders im Verdrängermodus. Hier
ist immer besondere Umsicht beim Fahren und sehr gute Kenntnis
des Reviers erforderlich. Manche Reviere sind für Boote
mit solchen Systemen praktisch ausgeschlossen.
Daneben besteht bei Strömungsabriss am Foil das Risiko eines
Absturzes aus voller Flughöhe und Geschwindigkeit ...
Systeme mit wenig
Tiefgang heben
das Boot meist nicht vollständig aus dem Wasser oder über
die Wellen. Durch den verbleibenden Restwiderstand der Rümpfe
erreichen sie auch meist nicht die Geschwindigkeit fliegender
Systeme. Sie bieten aber ein geringeres Risiko für Schäden
am Boot durch Grundberührung. Und das besonders, wenn die
Foils geschützt angeordnet sind.
Durch die geringe Anhebung des Bootes ist außerdem kein
gefährlicher Absturz beim Speedsegeln zu befürchten.
Aus technischer Sicht
lässt sich auch zwischen Systemen
mit beweglichen Teilen und ohne bewegliche Teile unterscheiden. Die Erfahrung
sagt, dass Systeme ohne bewegliche Teile im allgemeinen robuster
sind, weniger Pflege erfordern und weniger Verschleiß zeigen.
> Themen
Mast stellen und legen
Das Stellen und Legen
eines Mastes kann schnell heikel werden. Deshalb teste ich das
bei einem neuen Boot immer erst einmal in Ruhe zu Hause, ob ich's
zuverlässig hinkriege. Und später am Ufer mischt der
Wind auch noch mit ...
Bäume oder (Strom)Leitungen
dürfen natürlich nicht behindern.
Bei kleinen Booten
und leichten Masten
ist es einfach, den Mast zusammen mit Wanten und Vorstag von
Hand frei aufzurichten und auf den Mastfuß zu setzen. Dabei
sind die Hauptwanten bereits mit den Püttings verbunden
und sichern den aufgesetzten Mast gegen Kippen nach vorn und
zu beiden Seiten. Im letzten Schritt muss dann nur noch das Vorstag
befestigt werden - am besten macht das ein Helfer.
Zu zweit keine große Sache. Alleine etwas anspruchsvoller,
da selbst kleine Sportcats üblicherweise keine Steckhülse
als Mastfuß besitzen, die den Mast provisorisch senkrecht
halten könnte (manche Jollen haben diesen Vorteil).
Das Legen des Mastes geschieht in umgekehrter Reihenfolge.
Bei längeren
und schwereren Masten
sind die Möglichkeiten für das Stellen und Legen u.a.
abhängig vom vorhandenen Mastfuß-System.
Das Boot zum Auf- und Abbau in Normallage möglichst waagerecht
auf dem Boden ablegen. Bug oder Heck im Wind, um Seitenkräfte
zu vermeiden. Arbeiten zu zweit:
Bei frei beweglichen
Mastfuß-Systemen und bei Systemen, die nur eine 90°-Neigung
des Mastes nach Achtern, aber keine Querneigung zulassen, wird
der Mast auf dem Trampolin bzw. auf den Querträgern horizontal
achterlich ausgerichtet und mit dem Mastfuß verbunden.
Die Verbindung muss zuverlässig sein, auch beim folgenden
Aufrichten. Beim Ausrichten gute Polster zwischen Mast und Querträger
nicht vergessen, sonst leiden Mastnut und Traveller-Schiene!
Die Hauptwanten werden mit den Püttings verbunden. Darauf
achten, dass sich die Wanten beim Stellen des Mastes frei mit
aufrichten können und nirgendwo unbeabsichtigt hängenbleiben
können (z.B. im Traveller, in den Vorschot-Wirbelklemmen,
...).
Der Mast wird anschließend vom Partner achterlich so weit
wie möglich angehoben. Dann zügig mit dem Vorstag aufrichten.
Ich nutze dazu eine 2:1 - Untersetzung zwischen Vorstag-Hahnepot
und dem unteren Ende des Vorstags, um das Gewicht des Mastes
aus der anfänglich noch recht flachen Lage hochzukriegen.
Wichtig: das Aufrichten muss sehr schnell gehen, damit der Mast
nicht zur Seite kippen kann. Dann Vorstag fixieren und sichern.
Anschließend nur noch die Untersetzung abbauen und die
richtige Spannung auf's Rigg bringen - fertig.
Legen des Mastes in
umgekehrter Reihenfolge. Der Partner muss dabei den am Vorstag
zügig nach achtern geneigten Mast etwa 3 Meter hinter dem
Boot mutig auffangen...
Mit meinen 8,50 m langen Masten hat das immer gut geklappt.
Für Rümpfe ohne Anhänge und Mastfuß-Systeme,
die auch eine gewisse Querneigung zulassen, habe ich eine weitere
Möglichkeit gehört - allerdings noch nicht ausprobiert:
Das Cat-Fahrgestell wird auf eine Rumpfseite hochkant gedreht.
Der Mast wird liegend mit dem am "unteren" Rumpf angeschlagenen
Hauptwant und mit angeschlagenem Vorstag in den Mastfuß
gesetzt. Das zweite Hauptwant wird dann am "oberen"
Rumpf fixiert und der Cat wieder in Normallage gedreht. Rigg
spannen und fertig.
> Themen
Trimmen
Der richtige Trimm
eines Bootes bedeutet sowohl Entspannung als auch Sicherheit.
Leegierigkeit (dabei fällt das Boot bei losgelassener Steuerung
selbstständig ab) ist unbedingt zu vermeiden. Besonders
bei stärkerem Wind und in Böen wäre es nur eine
Frage der Zeit, die Kontrolle über das Boot zu verlieren.
Der Cat sollte (mit
vollständig abgesenkten Ruderblättern) immer leicht
luvgierig getrimmt sein. Dadurch werden Böen sicherer ausgesteuert
und für den Fall, dass der Steuermann über Bord geht
(das ist schon Profis passiert), besteht die Chance, dass das
Boot selbstständig allmählich in den Wind dreht und
stehenbleibt.
Die Trimmung kann durch
die Mastneigung eingestellt werden:
Leegierigkeit reduzieren
> Mast weiter nach hinten neigen
Luvgierigkeit reduzieren > Mast weiter
nach vorn neigen
Verzichtet man bei
einem Rigg, das im Normalfall Fock und Großsegel umfasst,
auf die Fock, wird das Boot luvgierig. Um das (weitgehend) zu
kompensieren, kann der Mast etwas weiter nach vorn geneigt werden.
An die richtige Neigung tastet man sich am besten schrittweise
heran; ganz besonders, wenn der Trimm für stärkeren
Wind stimmen muss.
Umgekehrt führt
das "Tunen" eines ursprünglich mit Una-Rigg (nur
Großsegel) ausgestatteten Cat durch eine Fock zu einer
gefährlichen Leegierigkeit, die durch achterliche Neigung
des Mastes meist nur unzureichend ausgeglichen werden kann. Außerdem
ist die Rumpfstruktur möglicherweise nicht für die
zusätzliche Belastung durch eine Fock ausgelegt.
Ich bevorzuge Boote, deren Trimm nahezu ausbalanciert ist. Kurshalten
geht dann fast ohne Ruderdruck. Nach einer Wende lässt sich
der Cat auch leicht abfallen und beschleunigen.
Ist kein Verkehr auf dem Wasser, kann man bei wenig Wind den
Cat sogar sich selbst überlassen und auf dem Trampolin liegen.
Gesteuert wird dann nur durch Gewichtsverlagerung - Faultiersegeln.
> Themen
Wenden und Halsen
Sportkatamarane sind
leicht und besitzen relativ wenig Schwungmasse. Durch ihre Bauform
sind sie im Allgemeinen weniger drehfreudig als z.B. Jollen.
Außerdem können Wellen bestimmte Manöver behindern.
Deshalb können Katamarane in einer Wende "verhungern",
sie gehen nicht ganz durch den Wind.
In einer Halse können sie beim ungünstigen Absurfen
einer Welle unterschneiden.
Eine Wende leitet man am besten zügig,
aber nicht zu hart ein. Zu stark eingeschlagene Ruder bremsen
stark. Droht das Boot beim Durchgang durch den Wind stehen zu
bleiben, kann man ihm mit dem Ruder noch einen kleinen Kick geben.
Driftet das Boot im Wind rückwärts, hilft es, die Ruder
kurz zur anderen Seite einzuschlagen - entsprechend der Rückwärtsfahrt
- um das Boot weiter in die gewünschte Richtung zu drehen.
Unmittelbar nach Durchgang durch den Wind kann das Großsegel
etwas geöffnet werden, um leichter auf den neuen Kurs abzufallen.
Liegt der neue Kurs an, wird das Groß wieder dicht geholt.
Um besser durch die
Wende zu kommen, kann man auch die Fock beim Durchgang durch
den Wind einen Moment back stehen lassen: Die Fockschot wird
nicht direkt im Wind gelöst und umgesetzt, sondern man lässt
die Fock in Bezug auf den neuen Kurs noch eine kurze Zeit "auf
der falschen Seite" belegt. So drückt der Wind von
vorn im spitzen Winkel gegen die ehemalige Leeseite der Fock
und hilft, den Bug ganz durch den Wind zu drehen. Ist das Boot
sicher durch den Wind gegangen, wird die Fock umgesetzt.
Bei Wellengang führt man die Drehung durch den Wind am besten
auf einem Wellenberg aus. Dann hilft die nächste Welle,
den Bug vollständig durch den Wind zu drehen und abzufallen.
Während man bei viel Wind in einer Wende manchmal stehenbleibt,
kann man bei einer Halse nicht über zu wenig Speed
klagen. Hart gefahren, kann einen bei der Drehung die "Fliehkraft"
sogar über Bord ziehen.
Besonders bei Wellengang ist es wichtig, auch die Wasseroberfläche
vor dem Boot im Auge zu behalten und nicht von hinten in eine
große Welle hineinzustechen - das könnte sich sonst
mit einem "Stecker" rächen. Zur Sicherheit sollte
die Crew das Gewicht in der Halse so weit wie möglich achterlich
und den Bug oben halten.
Nähert man sich in der Halse dem Kurs mit achterlichem Wind,
kann man das Groß mit einem Griff in die Schot gezielt
umsetzen. Dadurch vermeidet man das selbstständige und heftige
freie Umschlagen des Großsegels. Der Griff funktioniert
am besten, wenn das Groß nicht zu weit geöffnet ist
und erfordert je nach Wind trotzdem noch einige Kraft. Und im
Moment des Lastwechsels und der nachfolgend raschen Drehung beim
Anluven muss das Boot zuverlässig ausbalanciert werden.
Übung macht den Meister.
> Themen
Für "undenkbare"
Situationen
(Durchkentern, Kollision,
Rigg verloren ...)
... ist es sinnvoll,
1. für jedes Crewmitglied
eine passende Schwimmweste
2. eine zusätzliche Leine für behelfsmäßige
Reparaturen
3. ein Paddel mit ausreichend langem Schaft
4. eine ausreichend lange und stabile Abschleppleine
(auch zum Aufrichten des Cat mit einem Motorboot)
dabei zu haben.
Immer.
Das Risiko für manche gefährliche Situation aus Technikversagen
lässt sich reduzieren, indem man
- die Sicherungsringe
von Steckbolzen mit Tape gegen unbeabsichtigtes Lösen sichert.
Das ist besonders wichtig bei den rumpfseitigen Want-Anschlüssen,
da man dort beim Trapezen leicht mit den Schuhen, dem Gurtzeug
oder dem Anzug hängenbleibt.
Fährt man Gennaker oder Code Zero, ist die Schot ein Risiko
für die Sicherungsringe der Vorstag-Bolzen.
- Gewindebolzen von
Schraubschäkeln gegen Lösen sichert.
Das geht meist ganz einfach mit einem kurzen Stück Draht.
Die Gewindebolzen haben dafür einen gelochten Kopf.
- die Drahtseil-Pressungen
der Wante und Stage regelmäßig überprüft
und bei Anzeichen von Verformung oder Verschleiß austauscht
- die Ruderanlage und
besonders die Ruderbeschläge regelmäßig auf Verformung
und Verschleiß überprüft und bei Bedarf repariert
- notwendige Reparaturen
nicht aufschiebt
> Themen
Kentern, durchkentern,
Katamaran wieder aufrichten
Kentern mit einem Sportkatamaran
- ist eigentlich nur beim ersten Mal unbehaglich.
Anders als bei einer Jolle verhält sich ein Cat bis zu einer
bestimmten Krängung vergleichsweise stabil. Über diesen
Punkt hinaus ist der Schritt zur Kenterung dann recht klein.
Am besten, man hat das Kentern und Wiederaufrichten vorher schon
einmal bei wenig Wind in Ufernähe - aber in ausreichend
tiefem Wasser - ausprobiert und kennt sein Boot ein wenig. Dann
weiß man auch, ob man im Ernstfall alleine zurechtkommt.
Liegt man dann doch mal ungewollt im Bach, ist's nicht schlimm.
Beste Voraussetzung:
Der Katamaran liegt nur auf der Seite und nicht kopfüber. Ein Auftriebskörper
am Masttop verhindert meist das Durchkentern, bei sehr leichten
Booten kann auch ein zuverlässig abgedichteter Mast ausreichen.
Fällt die Crew bei der Kenterung nicht gleich ins Wasser,
sollte man schnellstmöglich den oberen Rumpf verlassen,
um das Rigg nicht nach unten zu drücken. Und nicht ins Segel
fallen! Das schont nicht nur die Latten, sondern auch die eigenen
Knochen. Bei Großsegel mit Baum wäre ein Treffer sogar
richtig gefährlich.
Aufgerichtet wird der Cat mit
der Aufrichtleine. Die befindet sich meist am oder im vorderen
Holm. Bringt man zum Aufrichten allein nur wenig Gewicht an die
Leine oder ist das Rigg zu schwer, ist es zusammen mit einem
Compagnon meist ein Kinderspiel. Segelt man gern allein, hilft
auch ein sicherheitshalber mitgenommener wasserdichter Sack,
den man bei Bedarf füllt und mit an die Aufrichtleine hängt.
Man spart Kraft, wenn
man im gekenterten Zustand vor dem Wiederaufrichten die Groß-
und Vorschot löst und dem Katamaran beim Aufrichten Zeit
gibt, das Wasser aus dem Segel langsam ablaufen zu lassen. Und
mit gelösten Schoten schlägt auch der Wind das Boot
nach dem Aufrichten nicht gleich wieder um.
War ein Gennaker oder Spi gesetzt, muss er vor dem Aufrichten
geborgen werden.
Richtet sich der Cat
wieder auf, früh genug unter dem Trampolin in Deckung gehen,
damit einen der von oben kommende Rumpf nicht trifft!
Liegt der Cat 180°
kopfüber,
hat man Glück, wenn's richtig bläst! Dann hockt man
sich ganz vorn auf den Lee-Bug, drückt ihn so weit wie möglich
unter Wasser und lässt den Wind an den aus dem Wasser aufragenden
Rumpfabschnitten arbeiten: Das Boot driftet, der Widerstand des
Riggs im Wasser wirkt dabei am langen Hebel und dreht das Boot
auf die Seite! Danach wird wie üblich aufgerichtet.
Damit das auch klappt, muss der Mast natürlich 100% dicht
sein.
Bis zum ersten Mal habe ich nicht geglaubt, wie schnell
man "turn turtle" liegen kann:
Zu zweit auf dem Cat, der Co. jubelt im Trapez. Eine sechser
Bö, eine kurze Gewichtsverlagerung steuere ich zu lässig
aus - und das Pferdchen legt sich auf die Seite. Als Gecko nur
ein paar Sekunden am oberen Rumpf "festgesaugt" und
zu spät ins Wasser gegangen, da war der Mast schon auf 5
Uhr ...
Mit geübtem Co. war nach ein paar Minuten wieder alles im
Lot. |
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...nach dem Durchkentern den
Kopf wieder aus dem Schlamm gezogen. Zum Saubermachen werfen
wir den Cat dann nochmal um. |
> Themen
... und zuletzt:
Keine Gewähr oder Haftung für die gegebenen
Tipps. |